Wind und Wetter sind ja generell für Segler eine kleine Wundertüte – und auf einer Insel im Mittelmeer umso mehr. Zumal der Hase hier schon was die Namen betrifft ganz anders läuft:

(Auszug aus meinem Sardinien-Reisebuch „Natürlich Sardinien“, Seite 234)

Der größte Fehler, den man als Segler rund um Sardinien machen kann, ist immer mit dem Türkistraum, Sonnenschein und dem perfekten Urlaubswind zu rechnen. Die Insel schert sich nicht darum, ob du für ne Woche gechartert und Urlaub hast und alles perfekt sein soll.

Sardinien kann definitiv auch anders. Und als Insel mitten im Meer auch mal von jetzt auf gleich.

Mit dem zweiten Reff an Sardiniens Westküste
Mit winziger Besegelung an Sardiniens Westküste – mitten im August

Grundsätzlich ist es immer langfristig und mit der Großwetterlage zu beurteilen und mit örtlichen Überraschungen rechnen. Insofern lasse ich mich hier gar nicht erst zu Deutungen hinreißen. Für eure eigene Recherche habe ich euch nachfolgend ein paar Wetterquellen, die ich in meiner Segelpraxis vor Sardinien nützlich finde, zusammengestellt.

Quellen für Wind und Wetter auf Sardinien

MeteoAM Aeronautica Militare » Die offizielle Seewettervorhersage der italienischen Marine und Luftfahrtbehörde, inklusive Sturmvorhersagen und Wetter-Bulletins (in italienischer Sprache) https://www.meteoam.it/it/meteomar

Deutscher Wetterdienst » Natürlich ist auch der DWD eine gute Quelle und hilft mit seinen Mittelmeer-Karten und -Vorhersagen bei längeren Schlägen. Aber für das küstennahe Urlaubssegeln vor Ort ist es zu grob und eher unpraktisch. » Seewetterbericht Mittelmeer / Seewettervorhersagen Mittelmeer Westteil / Seegangskarten

Il Meteo (Web & App) » Eine kurzfristig (2-3 Tage) brauchbare und zuverlässige Wettervorhersage inkl. Meereszustand und Wellenhöhen » https://www.ilmeteo.it/Sardegna … Wer italienisch versteht: Die Vorhersagevideos zeigen die Großwetterlage in Italien, um auch Fahrten zum Festland zu planen oder zu sehen, ob und wo ggf. Schlechtwetter anrückt.

Screenshot Windy App Sardinien

Windy (App) » Zur Windvorhersage funktioniert auf Sardinien die Windy-App in der Detailansicht sehr gut, da man manchmal nicht weiß, welche Berge sich im Hinterland befinden und die großen Winde ggf. ablenken und verstärken können. Regenradar und Satellitenansicht finde ich ganz hilfreich, um das „Gesamtgeschehen“ auf der Insel und rundherum zu beurteilen. Auch sieht man gut, ob Sardinien an dem Geschehen auf dem Atlantik oder im östlichen Mittelmeer hängt, oder davon unberührt ist. Kurzfristig (ein paar Stunden) zeigen sehr zuverlässig, wie Wolken, Regen oder Gewitterfelder ziehen oder sich auflösen. Alles in allem sehr praktisch – auch um eventuelle Landgänge zu planen, wenn zuviel Wind weht. Auch sieht man prima, wie und wo sich Tiefs einkringeln (die sich zu einem echten „Medicane“ entwickeln können) oder wie die Meerenge Bocche die Bonifacio bei Korsika Winde verstärkt.

Météo Marine » Sehr gut brauchbar für die Bocche di Bonifacio und das Maddalena-Archipel oder wenn man nach Korsika hinüber möchte, sind die Seewetter-Vorhersagen der Franzosen: https://marine.meteoconsult.fr/

Der Wind

Hier am Mittelmeer werden die Winde nicht nach ihrer Himmelsrichtung bezeichnet, sondern haben Eigennamen:

  • Norden: Tramontana
  • Nordosten: Greco
  • Osten: Levante
  • Südosten: Scirocco
  • Süden: Mezzogiorno
  • Südwesten: Libeccio
  • Westen: Ponente
  • Nordwesten: Maestrale

Auch die Beaufort-Skala kennt man, aber nutzt sie nicht – Angaben in Knoten, nodi reichen.

Die Übersetzung für „Heute weht ein Stürmischer Nordwest mit 6 Beaufort.“ wäre also: „Soffia un Maestrale forte con 25 nodi.“

Bei Sardiniens Landbevölkerung haben die Winde auch nochmal andere Namen als bei Seefahrern. Und sie benehmen sich wie echte Persönlichkeiten auch höchst unterschiedlich.

Ein paar unverbindliche Faustregeln

  • Alte Weisheit der Fischer vor Sardinien: ein Maestrale dauert mindestens drei Tage
  • Grundsätzlich nimmt Wind (egal welcher) nachmittags so ab 14 Uhr gern zu und so gegen 17-18 Uhr wieder ab. 
  • Großwetterlagen wie Tiefs im Tyrrhenischen Meer (das Dreieck zwischen Sardinien / Sizilien und Golf von Neapel) sind oft kräftiger als die Vorhersage und überlagern das lokale Wetter auf Sardinien.

Mehr Infos zum Wind findet ihr auf meinem Sardinien-Blog: Die Namen der Winde — pecora nera ~ Reiseblog und Reiseführer aus Sardinienpecora-nera.eu